Unkonventionelles zu Hegel — Workshop des Hegel-Lesekreises am 23. Juli

Hegel bemerkt irgendwo, Dialektik sei Widerspruchsgeist. Nach diesem Motto hat sich die Gesellschaft der materialistischen Freundinnen und Freunde der Hegelschen Dialektik für lange Zeit in die sogenannte Rechtsphilosophie vergraben und Hegels 1820 erschienenes Hauptwerk über Recht, Moral, Familie, Gesellschaft und Staat gelesen und gedeutet. Im Frühjahr 2014 angekündigt als Lesekreis, bei dem man mit einem »Minimum« von »25 Terminen à 2 Stunden rechnen« solle, ist daraus ein Projekt beinahe epischen Ausmaßes geworden, das uns durch Höhen und Tiefen an die acht Jahre in Atem hielt. Hegels oftmals hochgeschraubten, aber bis ins letzte Detail streng bestimmten Gedankengänge gaben offenkundig reichlich Stoff zur Diskussion.

Inzwischen ist das Buch einmal durch-, aber sicher noch nicht ausgelesen. Nach all unseren Mühen wollen wir einige Ergebnisse gemeinsamer geistiger Arbeit vorstellen und mit allen Interessierten darüber ins Gespräch kommen. Dabei setzen wir an unterschiedlichen Stellen des Werkes an und versuchen aus einer eher unkonventionellen, aber hoffentlich lebendigen Perspektive die logische Gesamtsystematik etwas zugunsten der wirklich interessanten Punkte in den Hintergrund treten zu lassen. So geht es um die theoretische Form der Rechtsphilosophie, Hegels Vorstellung von der bürgerlichen Kleinfamilie, die selbstzerstörerischen Tendenzen der bürgerlichen Gesellschaft und die scheinbar erlösende Weltgeschichte.

Mit mehreren Vorträgen, die auf einige ausgewählte Paragraphen Bezug nehmen, wollen wir schlaglichtartig einen Eindruck des Textes vermitteln und uns selbst im Widerspruchsgeist erproben. In diesem Sinne werden Kritikpunkte an jenem Werk vorgestellt, welches in seiner Vorrede das Wirkliche für vernünftig und das Vernünftige für wirklich erklärt.

Wir möchten dazu einladen, sich mit unseren Resultaten der Diskussion vertraut zu machen, über diese mit uns zu streiten – und natürlich zur Hegel-Lektüre anregen. Darüber hinaus wollen wir auf die Fragen zurückkommen, die ganz zu Beginn unseres Lesekreises stand: Wozu Hegel lesen? Was ist an seinen Gedanken heute noch inspirierend und wo helfen sie, die moderne Form des Zusammenlebens zu verstehen?

Für die Teilnahme ist eine vorherige Lektüre des Textes nicht erforderlich.

Das Programm:

12:00 Uhr Einführung: Das Reich der Freiheit 

14:00 Uhr Hegels Gesellschaftstheorie: Familie, bürgerliche Gesellschaft und der Pöbel

16:00 Uhr: Eurozentrismus: Weltgeschichte und Weltgeist

Der Eintritt ist kostenfrei. Anmeldungen per Mail an translib@gmx.de

Der Reader mit allen für die Referate zentralen Passagen kann vorab per Mail zur Verfügung gestellt werden.