26.06.2014 | 20h
DIE LANDBESETZUNG VON TORRE BELA
Vortrag zur Landnahme, Kooperative sowie den Grenzen und Möglichkeiten von Dokumentarfilmen
Torre Bela. Ein Landgut. Ein Olivenhain. Ausgetrocknet. Eine Landkommunie. Der Revolutionrat. Die Frau mit den Oliven. Der Dokumentarfilm von Thomas Harlan zeigt die Besetzung des Landguts Torre Bela in Portugal 1975. Die Arbeiter_innen bilden eine Kooperative, die Kamera ist immer dabei, ohne Erklärungen zu liefern. Der Film geht dabei Fragen nach der kollektiven Organisation von Arbeit nach, zeigt gleichzeitig die Stimmung während der sogenannten „Nelkenrevolution“ in Portugal, sowie das sich wandelnde Verhältnis zu den Soldaten. Der Vortrag will außerdem genauer auf die Machart des Filmes eingehen und nach den Grenzen zwischen Fiktion und Dokumentation fragen.
Thomas Harlan, Filmemacher und Schriftsteller, ist leider vor allem als Sohn Veit Harlans, dem Jud Süß Regisseur bekannt. Das Verhältnis zu seinem Vater und das Verbrechen der Shoa prägten sein Schaffen sowohl in seinen Romanen Heldenfriedhof und Rosa, als auch im Film Wundkanal. Er arbeitete in den 60er Jahren eng mit dem Staatsanwalt Fritz Bauer und der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg zusammen. Postkoloniale und linke Kämpfe außerhalb Deutschlands lagen jedoch ebenso in seinem Interesse, wie die Filme Torre Bela und der in Haiti gedrehte Souvenance zeigen.
Wichtiger Hinweis: es handelt sich nicht um eine Filmvorführung, sondern um einen Vortrag über den Film Torre Bela.
Und noch ein Hinweis: Chris W. Wilpert hat kürzlich einen Essay zu Torre Bela veröffentlicht, den man hier nachlesen kann. Der Text ist sicherlich bisweilen streitbar, insbesondere was seine Einschätzung der Rolle des Filmteams angeht, das hier zum allmächtigen Demiurgen der sozialen Wirklichkeit zu werden scheint.