Zur materialistischen Theorie des Antisemitismus
Tagesseminar zur Diskussion der ‚Elemente des Antisemitismus‘ von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer
Samstag, 20. Oktober 2018 | 10-18 Uhr | @translib
*Mit Anmeldung, siehe unten*
„Die Juden sind heute die Gruppe, die praktisch wie theoretisch den Vernichtungswillen auf sich zieht, den die falsche gesellschaftliche Ordnung aus sich heraus produziert.“
In ihrem Text ‚Elemente des Antisemitismus‘ analysieren Adorno und Horkheimer die Beschaffenheit des antisemitischen Vernichtungswillens und dessen gesellschaftlichen Grundlagen. Er ist als Teil der ‚Dialektik der Aufklärung‘ erstmals 1947 erschienen und steht in enger Beziehung zu den in den USA durchgeführten empirischen ‚Studies in Prejudice‘, an denen Adorno und Horkheimer beteiligt gewesen sind.
Die beiden Autoren charakterisieren die Elemente als Entwurf einer „philosophischen Urgeschichte des Antisemitismus“. Ihre zentrale These ist, dass die Aufklärung im Dienste der instrumentellen Vernunft auf der Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise notwendig in die Barbarei des Antisemitismus umschlägt.
Mittels der sozialphilosophischen Reflexion bemühen sie sich darum, die Elemente des Antisemitismus zu bestimmen: Das Verhältnis vom religiösen Judenhass zum modernen Antisemitismus vor dem Hintergrund des Bedeutungsverlusts der Religion in der aufgeklärten Welt. Das ökonomische Element, die „Verkleidung der Herrschaft in Produktion“, die den Beherrschten die Zirkulation als das Übel erscheinen lässt, gegen deren mit den Juden identifizierten Agenten sich ihr Hass richtet. Das psychosexuelle Element, die Beherrschung der inneren Natur als Grundlage des Hasses, der sich gegen diejenigen richtet, die sich dieser Beherrschung zu entziehen scheinen. Für die psychoanalytisch fundierte Analyse der Sozialpsychologie des Antisemitismus ist der Begriff der „pathischen Projektion“ zentral, dem wir im Seminar besondere Aufmerksamkeit widmen.
Die Lektüre des Textes ist Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar. Im Seminar werden die einzelnen Kapitel (I bis VII) in Referaten vorgestellt und dann diskutiert.
Als Textgrundlage verwenden wir: Max Horkheimer, Gesammelte Schriften Band 5, Frankfurt/M: Fischer, 1987, S. 195-238.
Die Fassung unterscheidet sich von anderen dadurch, dass die Unterschiede zwischen den Fassungen von 1944, 1947 und 1969 angezeigt werden. Auf Wunsch stellen wir die Textgrundlage bereit; bitte bei der Anmeldung vermerken.
Anmeldungen an: translib [at] gmx.de
Die Teilnehmerzahl ist auf 18 beschränkt. Bei der Anmeldung werden wir eine geschlechtliche Quotierung vornehmen.
Marc Chagall: Über der Stadt. 1918.