Am 20.06.2014 findet in der translib eine Podiumsdiskussion zur „Nelkenrevolution“ mit zwei internationalen Gästen statt. Neben Charles Reeve, der seit 1967 in Paris als portugiesischer Exilant lebte, und seit vielen Jahrzehnten zur „Nelkenrevolution“ und der Entwicklung der portugiesischen Gesellschaft schreibt, dürfen wir Ricardo Noronha begrüßen. Auch Noronha hat sich schon in zahlreichen Texten intensiv mit der „Nelkenrevolution“ beschäftigt.
Um einen Einblick zu geben, haben wir ein kurzes und sehr prägnantes Thesenpapier Never has a winter been so long von ihm aus dem Englischen übersetzt. Die Übersetzung findet ihr hier:
Ricardo Noronha – Der längste Winter
Noronha entwickelt seine Thesen lose entlang des Films Scenes from the Class Struggles in Portugal, den Robert Kramer 1977 gedreht hat. Der FIlm ist sehr sehenswert und man sollte ihn sich in einer ruhigen Stunde mal zu Gemüte führen, wenn man sich für die Revolutionierung der gesellschaftlichen Produktions- und Lebensbedingungen interessiert. Was an dem Film allerdings ein bisschen nervt, ist der ungeschickte Umgang mit dem außerordentlich beeindruckenden Bildmaterial. Das huscht viel zu schnell vorbei und wird in tendenziell autoritärer Art mit den – an sich gar nicht dummem – Analysen des Offkommentars überlagert. Trotzdem: das hier zu beobachtende Niveau des Klassenbewusstseins in der breiten Masse der Bevölkerung scheint der heutigen Betrachterin aus deutschen Verhältnissen geradezu unwirklich.