Kaum eine Frage prägt die gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Diskussionen in Deutschland und Europa so stark, wie die nach dem Umgang mit der Fluchtmigration. Gab es im letzten Jahrzehnt durchaus Momente, in denen es schien, dass die solidarische Aufnahme von Geflüchteten auf breitere gesellschaftliche Zustimmung stößt, haben sich nun die Zeichen der Zeit deutlich gewandelt: ein erheblicher Teil der Bevölkerung wählt (aus flüchtlingsfeindlichen Motiven) die AfD, die Ampel verschlechtert die Lebensbedingungen Geflüchteter immer weiter und die EU schafft faktisch das individuelle Recht auf Asyl ab. Andere akute gesellschaftliche Fragen, wie der nach bezahlbarem Wohnraum, der Aufrechterhaltung sozialer Sicherungssysteme, der Wahrung der öffentlichen Sicherheit etc. münden schnell in der öffentlichen Infragestellung der Bereitstellung des Flüchtlingsschutzes. Politische Kräfte, die der Entmenschlichung der Debatte um Flüchtlingsschutz etwas entgegensetzen können, sind derzeit nicht in Sicht. Die neu gegründete Partei „Bündnis Sarah Wagenknecht“, die zumindest bei den Landtagswahlen im Osten der AfD etwas entgegensetzen könnte, profiliert sich mit deutlich flüchtlingsfeindlichen Positionen.

Vor diesem Hintergrund fragen wir uns als Lesekreis der translib, wie eine anti-autoritäre kommunistische Position zu Fluchtmigration aussehen könnte. Um eine solche Position zu erarbeiten, möchten wir zunächst verstehen, warum die Fluchtmigration in Deutschland immer wieder das bestimmende gesellschaftliche Thema wird. Dafür schauen wir uns im Lesekreis dessen historischen, politischen und ökonomischen Kontext genauer an. Im ersten Teil wollen wir uns den historischen und moralischen Begründungslinien des Flüchtlingsschutz widmen. Im zweiten Teil beleuchten wir den Flüchtlingsschutz im Kontext von Sozialstaat und Nationalismus, um herauszuarbeiten welche Rolle das sozialstaatliche Solidaritätsprinzip bei den staatlichen Aus- und Einschlüssen von Menschengruppen spielt. Im dritten Teil werden wir ergründen, wie Fluchtmigration im Kapitalismus ökonomisch nutzbar gemacht wird. Danach gehen wir in einen Exkurs zum Zusammenhang von kapitalistischen Produktionsverhältnissen und Rassismus. Als Abschluss wenden wir uns den gegenwärtigen politischen Angriffen auf den Flüchtlingsschutz zu.

Meldet euch an unter: translib@gmx.de

Termine – samstags, 10:00 bis 13:30 Uhr

07.09.2024: Rechtliche & Moralische Begründung des Flüchtlingsschutz

05.10.2024: Fluchtmigration im Kontext von Sozialstaat

09.11.2024: Ökonomische Nutzbarmachung von Flucht im Kapitalismus

07.12.2024: Exkurs – Zusammenhang von Kapitalismus und Rassismus

18. 01.2025: Politische Perspektiven auf den Flüchtlingsschutz

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Modus

  • Für kleine Snacks während der Sitzung werden wird gesorgt.
  • Im Lesekreis legen wir Wert auf eine solidarische Gesprächsatmosphäre: Auf ausgeglichene Redeanteile werden wir achten.
  • Pro Sitzung sollen zwei Texte gelesen werden. Die Erste Sitzung werden wir als Organisatoren des Lesekreises vorbereiten. Anschließend soll die Vorbereitung der Sitzungen rotieren. Bei der Vorbereitung der Sitzungen können wir gerne unterstützen.
  • Den Reader bekommt ihr nach der Anmeldung zugeschickt.
  • Wir wünschen uns, dass ihr möglichst an allen Sitzungen teilnehmen könnt. Falls euch das nicht möglich ist, schreibt das gerne in eurer Anmeldung dazu.
  • Da die Lektüregrundlage zum großen Teil auf Deutsch ist, wird der Lesekreis in deutscher Sprache stattfinden. Falls das zu Sprachbarrieren bei euch führen sollte, schreibt uns gerne und wir können eine Lösung dafür finden.