Hegels Grundlinien der Philosophie des Rechts verdanken ihre Prominenz weniger ihrer Lektüre, sondern vielmehr ihrer Kritik durch Karl Marx. Dieser, so will es die Überlieferung, habe Hegels Idealismus in materialistischer Absicht ‚vom Kopf auf die Füße gestellt’. Ob dieses Postulat, das sich landläufig mit der Denunziation Hegels als Apologeten des preußischen Obrigkeitsstaates verbindet, einer eingehenden Prüfung standhält, wird nur eine erschöpfende Untersuchung der hegelschen Rechtsphilosophie erweisen können.

Die Grundlinien erarbeiten den Begriff der modernen Welt ausgehend von Arbeit und Eigentum über die kapitalistische (Re-)Produktion bis zum geschichtlichen Wirken der Staatenkonkurrenz. Das Ziel dieses Unternehmens ist nicht allein empiristische oder subjektivistische Beobachtung, sondern das über derart beschränkte Hinsichten hinausgehende Wissen über das Wesen der Selbst-, Sozial- und Weltverhältnisse der modernen Welt.
Hegels Rechtsphilosophie erschließt den Zusammenhang der Institute der Welt (Arbeit und Eigentum, Moral, Familie, bürgerliche Gesellschaft, Souveränität, Weltgeschichte); sie ist eine bürgerliche Leistung, die Marx in kommunistischer Absicht fortbilden wollte, wie sein – später umgeformtes – Systemprogramm belegt: „Die ganze Scheiße soll zerfallen in 6 Bücher: 1.Vom Kapital. 2.Grundeigentum. 3.Lohnarbeit. 4.Staat. 5.Internationaler Handel. 6.Weltmarkt.“

Die Grundlinien sind jedoch weniger von kommunistischem Interesse, weil sie zur Vertiefung des Verständnisses der Marxschen Theorie beitragen. Sie sind vor allem von Interesse, weil sie um die sehr praktische Frage kreisen, die die Französische Revolution aufgeworfen hat: Wie die Ergebnisse der Emanzipation sichern und vervollkommnen?

Arbeitsaufwand/-weise:

Für die Teilnahme am Kurs sind keine besonderen Vorkenntnisse erforderlich, wohl aber einige Zeit und Muße und Ausdauer, sich den Text lesend, fragend und diskutierend zu erarbeiten.

Es ist schwer vorauszusagen, wie viele Sitzungen nötig sein werden, um Hegels Rechtsphilosophie und ihre Kritik durch Marx angemessen zu behandeln. Als Minimum darf man mit 25 Terminen à 2 Stunden rechnen; ein ähnlich hoher Zeitaufwand sollte für die vorbereitende Lektüre eingeplant werden.

Um den Zusammenhang und die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit festzuhalten, werden sämtliche Sitzungen protokolliert. Diese Aufgabe wird im Rotationsprinzip auf alle Teilnehmenden verteilt.

 

Das erste Treffen findet am 6. Mai um 19 Uhr statt.