Sa, 06.06.2015 | 11 Uhr — So, 07.06.2015 | 18 Uhr Wir lesen & diskutieren die 61 „Thesen über die Situationistische Internationale und ihre Zeit“ (1957 – 72), das noch heute wenig bekannte Dokument ihrer Selbstaufhebung, zugleich die historische Bilanz und Selbstkritik der letzten organisierten Situationisten. Sie analysieren darin die beschleunigte Auflösung der spektakulär-kapitalistischen Gesellschaft seit dem Wiederauftreten des modernen Proletariats als revolutionärer Tendenz, die in den westlichen Ländern um 1968 durchbrach. Ihre Kritik der Gesellschaft des Spektakels begreift sich als kritische Theorie , die auf der von Karl Marx begonnenen Kritik der politischen Ökonomie fußt. In den 61 Thesen wird das unter anderem in einer Klassenanalyse der Führungskräfte weiter entwickelt. Dieser Gesellschaftsschicht von Funktionären bzw. Manager_innen der kapitalistischen Kommandogewalt gehören auch die meisten Protagonisten des Prosituationismus an. Bei diesem handelt es sich um die permanente Rekuperation (feindliche Beschlagnahmung) der revolutionären Theorie und Praxis der Situationist_innen, die dadurch in ihr Gegenteil verkehrt wird. Eine Erfahrung, die uns heute, im Zeitalter eines neuen Aktivismus, wieder besonders aktuell vorkommt. Die Aufrechterhaltung des verkehrten gesellschaftlichen Scheins im Interesse der bestehenden Mächte wird durchkreuzt von der situationistischen Kritik des Spektakels, d.h. des Kapitals als Waren/Bilder-Produktion, um der revolutionären, negativen Seite der modernen bürgerlichen Gesellschaft ihren theoretischen Ausdruck zu geben und der weltweiten communistischen Tendenz zu einer klassenlosen modernen Gesellschaft praktisch zum Durchbruch zu verhelfen. Je barbarischer die verkehrten Vorstellungen über die Gesellschaft in Tathandlungen umgesetzt werden, um so aktueller wird die Arbeit an diesem Durchbrechen des falschen Scheins. *************** Über das Pfingst-Wochenende Ende Mai haben wir mit der Lektüre des Texts begonnen und die ersten 10 Thesen gelesen und ausführlich diskutiert. Im daran anschließenden Junikurs wollen wir bei These Nr. 11 einsetzen. Der besondere Schwerpunkt dieses Teils des Textes liegt auf der Entstehung der „Neuen sozialen Bewegungen“ um 1968, sowie auf der ökologischen Krise, die in diesen Jahren massiv ins öffentliche Bewusstsein drängte. Es ist möglich an dem Kurs teilzunehmen, auch wenn man Pfingsten nicht mitgelesen hat.