Filmscreening: Psychoanalyse und Transgeschlechtlichkeit
09. Dezember 2022 | 18 Uhr | translib – Goetzstraße 7
Sigmund Freud ist die grundlegende Einsicht zu verdanken, dass es erst schmerzlicher Mühsal bedarf, um aus der polymorph-perversen Sexualität des Kleinkindes das hervorzubringen, was wir als Geschlecht kennen. Doch welche Bedeutung kommt der Anatomie bei der Ausbildung von Geschlecht zu? Welche Rolle spielt die Gesellschaft bei der Ausbildung unserer geschlechtlichen Identität? Wie werden Körpererfahrungen und Gesellschaftsansprüche im Subjekt verarbeitet? Und ist das bei trans Personen – wie oft vorschnell behauptet wird – alles ganz anders?
Der Lesekreis Psychoanalyse und Gesellschaftskritik hat sich die letzten Monate mit dem Thema Geschlecht und Transgeschlechtlichkeit auseinandergesetzt und versucht, sich diesen Fragen anzunähern. In der Konfrontation mit Transgeschlechtlichkeit wird die Psychoanalyse auf die Probe gestellt, für wie unausweichlich sie eine biologische Zweigeschlechtlichkeit und die Verpflichtung der Persönlichkeit aufs Genital hält. Bei der Beschäftigung mit Transgeschlechtlichkeit aus psychoanalytischer Perspektive haben die ausgewählten Texte uns als Lesekreis vor einige Herausforderungen gestellt, denn Äußerungen zu Transgeschlechtlichkeit waren dort rar gesät, verschiedenen Strömungen innerhalb der Psychoanalyse verpflichtet, und ließen die Frage, wie das Individuum zu seinem Geschlecht kommt, schließlich dennoch unerledigt. An diesem Abend möchten wir euch einen Einblick in unsere Arbeit geben und in Austausch und Diskussion mit euch kommen: inwiefern Geschlecht womöglich immer erst nachträglich zu dem wird, was es ist; wie wir an Jacques Lacan gescheitert sind; welche Leerstellen sich für uns aufgetan haben und ob man mithilfe der Psychoanalyse überhaupt begreifen kann, wie Transgeschlechtlichkeit entsteht oder in der Suche nach „Ursachen“ immer schon eine Pathologisierung steckt.
Im Anschluss an den Einblick wollen wir mit euch einen Film schauen und darüber sprechen, bevor wir gemeinsam der guten Musik und dem Bier frönen. Der Spielfilm im dokumentarischen Stil begleitet die Transition von Jane bzw. James und thematisiert dabei zugleich das Mutter-Tochter bzw. Vater-Tochter-Verhältnis, das durch die geschlechtsangleichenden Maßnahmen auf die Probe gestellt wird.
Programm:
18:00 Uhr: Vorstellung des Lesekreises Psychoanalyse & Gesellschaftskritik und seiner Beschäftigung mit psychoanalytischen Theorien zu Transgeschlechtlichkeit
19:30 Uhr: Secret Filmscreening mit anschließender Diskussion (OmeU)
22:00 Uhr: Bar, Musik, Schnattern