über

Gesellschaftskritik und kommunistische Programmatik

27.03.2015 | 19h | @ translib
Im Anschluss Kneipe.

Über die letzten Jahre formierten sich einige linke Gruppierungen und Bündnisse mit dem Ziel, eine breite soziale Bewegung zu organisieren, um den ruinösen Auswirkungen der kapitalistischen Akkumulation Widerstand entgegenzusetzen. Die dabei formulierten Ziele bleiben zumeist abstrakt und phrasenhaft. In radikal: Für den Kommunismus! Oder reformistisch: Für ein würdiges Leben! Für reale Demokratie! Die Aufrufe und Diskussionen gleichen der Beschwörung einer Bewegung, bieten jedoch kaum eine dringend notwendige realistische Analyse oder eine überzeugende politische Strategie.
Es mangelt den aktuellen Organisationsversuchen an zweierlei: erstens an einer kontinuierlichen theoretischen Arbeit und Diskussion, die es ermöglichen, aktuelle, aus der widersprüchlichen Bewegung der bürgerlichen Gesellschaft resultierende Entwicklungstendenzenzu begreifen und vor Illusionen (bspw. eines linken Reformismus) zu bewahren. Zweitens aber mangelt es an einer Verständigung über die Ziele einer sozialen Emanzipationsbewegung und Überlegungen, wie wir diesen Zielen Gehör verschaffen können.
Weitgehend unbeachtet von der kritischen Öffentlichkeit haben vor einigen Jahren ein paar Leute in diese Richtung an einem „revolutionären Minimalprogramm“ gearbeitet, dem Bochumer Programm. Das Programm zielt, mittels Aneignung und Selbstverwaltung, auf die Überwindung von Privateigentum und Staat. Es sucht einen Weg jenseits des abstrakten Radikalismus, setzt aber auch keine Hoffnungen in einen staatlichen Reformismus. Stattdessen werden – für sich genommen – realistische Forderungen formuliert, die auf Verständnis und Verständigung über einzelne Milieus bzw. Segmente der Klasse hinaus zielen. Das Bochumer Programm sollte damit eine Richtungsdebatte provozieren. Diese ist ausgeblieben. Im Angesicht der oben skizzierten Gemengelage von Tatendrang und Ratlosigkeit wollen wir über den (mittlerweile gescheiterten) Ansatz des Bochumer Programms sprechen, da er für uns einen bedenkenswerten Versuch einer theoretisch-reflektierenden, eingreifenden kommunistischen Praxis darstellt.
Wir haben dazu Robert Schlosser eingeladen, der an diesem Diskussionzusammenhang beteiligt war und den Entwurf in verschiedenen Texten begründet und verteidigt hat. Mit ihm wollen wir über Möglichkeit, Notwendigkeit und Inhalt einer kommunistischen Programmatik diskutieren.

Auf Robert Schlossers Homepage findet man seine Debattenbeiträge im Abschnitt „Neue antikapitalistische Organisation und Bochumer Programm“.