Die Referate + Diskussion von unserer Veranstaltung „Die Abrechnung steht noch aus. 40 Jahre Klassenkämpfe in Portugal“ am 20.Juni 2014.

Diese Veranstaltung stellte den  Höhepunkt unserer Veranstaltungsreihe zur „Nelkenrevolution“ dar. Aufgrund der Länge des Abends (ca. 3 Stunden Referate + Diskussion) haben wir das Material wieder in mehrere Abschnitte unterteilt.

Der erste kurze Teil enthält die einführenden Worte zur Veranstaltung: Es handelt sich um eine Einleitung in den Abend und die Reihe, um eine Vorstellung unserer Gäste Charles Reeve und Ricardo Noronha und ihrer Arbeitsschwerpunkte, sowie um die Formulierung von sieben Leitfragen zur „Nelkenrevolution“, die in der translib im Rahmen der Reihe erarbeitet wurden.

Im zweiten Teil gibt es das sehr prägnante Referat der linkskommunistischen Koryphäe Charles Reeve zu hören, auf Portugiesisch und ins deutsche gedolmetscht. Reeve möchte in seinem Statement drei grundlegende Mythen über die „Nelkenrevolution“ angreifen.

Der erste Mythos besagt, dass das faschistische Salazar-Regime von einem demokratischen Teil der Armee zerstört worden wäre.
Der zweite Mythos besteht darin, dass die Revolution durchgeführt worden sei, um eine parlamentarisch-demokratische Ordnung herzustellen, ein modernes Freihandelsregime.
Der dritte Mythos ist, dass die Portugiesische Revolution in den traditionellen Formen der Revolution abgelaufen sei, es sich also um ein staatssozialistisches Projekt gehandelt habe, dass dann gescheitert sei.

Im dritten und letzten Teil der Veranstaltung könnt ihr den Vortrag von Ricardo Noronha und die Abschlussdiskussion hören, beides auf Englisch. Noronha spricht über sozialstrukturelle und -psychologische Prozesse in den Vorjahren der Revolution, die diese begünstigt haben, wie z.B. Landflucht, Massenemigration nach Nordeuropa und die Erfahrung von „1968“ dort, die Kolonialkriege usw. Danach nimmt er eine Analyse der sich ständig verschiebenden Kräfteverhältnisse zwischen den verschiedenen staatlichen und militärischen Institutionen und den Fraktionen der revolutionären Bewegung vom April 1974 – November 1975 vor. Wirklich ein sehr guter, informativer aber auch analytischer Vortrag!

Zum Weiterlesen bieten sich an: Reeves neuer Text „Das Unvorhersehbare – unser Territorium“, Noronhas Text „Der längste Winter“ und – zu den aktuelleren Kämpfen in Portugal im Zuge von Austerität und Schuldenkrise – der Text „On the Passage of a Few Thousand People Through a Brief Period of Time“ auf Libcom.org.