LK Behinderung, Krankheit und Kapitalismus

Aufgrund eigener Betroffenheit, einer durch eine neurologische Erkrankung bedingten Gehbehinderung, habe ich begonnen, mich mit Disability Studies, der „Krüppelbewegung“, der Eigenerfahrung von körperlichen Beeinträchtigungen und zugleich ihrer Bedeutung in der Gesellschaft zu beschäftigen. Diese Auseinandersetzung läuft bislang isoliert und bleibt damit unbefriedigend. Um diese Vereinzelung in der Auseinandersetzung, in der sich die tendenzielle Isolation als Betroffener von körperlichen Beeinträchtigungen wiederholt, zu durchbrechen, möchte ich gemeinsam mit anderen Betroffenen und Interessierten darüber diskutieren, welche Rolle Krankheit und Behinderung im Kapitalismus spielen. Wie geht die (kapitalistische) Gesellschaft damit um? Wie gehen Betroffene damit um? Wie lässt sich Widerstand gegen Ausgrenzung organisieren? Welche historischen Versuche gab es in dieser Hinsicht – und welche Errungenschaften sind ihnen zu verdanken, gegen welche gesellschaftlichen Widerstandskräfte hatten sie zu kämpfen? Was können wir also von ihnen lernen?


Diese und ähnliche Fragen sind Ausgangspunkt der Überlegungen zu einem Lesekreis, in dem Texte über Behinderung, die „Krüppelbewegung“, das Sozialistische Patientenkollektiv und Krankheit im Kapitalismus gelesen und zusammen diskutiert werden sollen. Ich suche Personen, die Interesse haben, sich zu oben genannten Themen auszutauschen. Welche konkreten Lektüren dabei besprochen werden sollen, und wie der Lesekreis genauer auszugestalten ist, ist dabei noch offen. Auch über die Regelmäßigkeit der Treffen und den Ort soll nach den jeweiligen Bedürfnissen gemeinsam entschieden werden. Deshalb soll sich in einem ersten Treffen über Textvorschläge und Ideen ausgetauscht werden, und welche Vorstellungen und Bedürfnisse mit dem Lesekreis verbunden sind.

Nürnberg, Neunziger Jahre, 1990er; 1992. Demonstration von behinderten und nichtbehinderten Menschen. Hier: Demonstrationszug vor dem Hauptbahnhof. Foto: Hagen Gerullis. Veröff. in der NZ am 06.05.1992. – “ Die ‚rollende Demo‘ sorgte für Aufsehen “ – Initiiert von der Integrationsrunde Behindertenarbeit in Nürnberg, Gleichstellungsgesetz für behinderte Menschen gefordert, ‚Rechte statt Mitleid‘, Rollstuhldemo auf dem Ring, Hauptpost für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich, Probleme beim Reisen mit der Bahn.

Turnus:
Jeder erste Mittwoch im Monat, ab Oktober 2023